Knäbels Vorschlag für Frauen-Partien: "Dreimal 30 Minuten"

Wie kann der Frauenfußball die nächsten Schritte gehen? Das war Thema am Montag in Zürich. Auch Peter Knäbel hat Ideen - darunter eine eher überraschende.
Peter Knäbel wird am 1. August Präsident des Schweizer Fußballverbands. IMAGO/Sports Press Photo
Aus Zürich berichtet Paul Bartmuß
Direktor Profifußball sowie Interimstrainer beim HSV, Berater beim VfB Stuttgart, Sportvorstand beim FC Schalke: Und das sind nicht alle Posten, die Peter Knäbel im deutschen Profifußball bekleidet hat. Am 1. August tritt der 58-Jährige nun ein neues Amt an: Präsident des Schweizer Fußballverbands.
In designierter Rolle war Knäbel am Montag Gast beim Schweizer Forum "Fußball kann mehr" in Zürich. Gemeinsam unter anderem mit der früheren Schweizer Nationalspielerin Lara Dickenmann, die Verantwortung im Nachwuchsbereich des VfL Wolfsburg übernehmen wird, diskutierte Knäbel darüber, wie sich der Frauenfußball noch besser für die Zukunft aufstellen könnte.
Bekannte Ansätze wie mehr Investitionen und bessere Rahmenbedingungen in der Infrastruktur sowie mehr Frauen in Entscheiderpositionen garnierte Knäbel mit einem eher überraschenden Vorschlag.
Der gebürtigene Wittener schlug eine andere zeitliche Struktur eines Fußballspiels bei den Frauen vor. "Warum nicht dreimal 30 Minuten? Warum traut man sich das nicht?", fragte er: "Ich möchte ermutigen, das Anderssein im Vergleich zum Männerfußball zu leben."
Man müsse "den besonderen Charme des Frauenfußballs" betonen, forderte Knäbel. Spielerinnen hätten in der Vergangenheit nämlich versucht, sich "wie die männlichen Profis" zu benehmen. Dabei sei gerade die Nahbarkeit und Authentizität ein Trumpf.
Rinast empfiehlt Talentsuche in der Schweiz - und kritisiert St. PauliBei der Veranstaltung zugegen war auch die frühere Schweizer Nationalspielerin und heutige TV-Expertin Rachel Rinast. Die 34-Jährige wurde in Deutschland geboren, besitzt beide Pässe und sprach daher auch über den Frauenfußball in beiden Nationen.
"Deutschland profitiert sehr viel von den Schweizerinnen, weil die extrem talentierten, die den nächsten Schritt machen wollen, häufig knapp über die Grenze gehen, nach Freiburg zum Beispiel", sagte Rinast und empfahl den deutschen Klubverantwortlichen noch einmal eindringlich: "An jeden, der nach Talenten sucht: Sucht in der Schweiz!"

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Sie wolle die Alpenrepublik gar nicht mit Deutschland vergleichen, "sondern dass man eher versucht, in dem Rahmen zu arbeiten, den man hat. In der Schweiz ist es ein anderer Rahmen als in Deutschland. Das ist ja auch im Männerbereich so."
Später kritisierte Rinast noch ihren aktuellen Verein, den FC St. Pauli. Dort läuft die Außenbahnspielerin in der Regionalliga auf. "Schade, dass dieser Verein es nicht hinbekommt, den Frauenfußball angemessen zu fördern", sagte sie. Die Kiezkicker verorten ihre Frauen-Abteilung in der Vereinsstruktur im Bereich der Amateure und Amateurinnen - weil sie nicht das Geld haben, um wie der große Nachbar HSV die Bundesliga anzugreifen.
St. Pauli war in der Diskussion zuvor positiv erwähnt worden, weil es in der Führungsetage mit drei Frauen die meisten im Bundesligavergleich stellt.
kicker